Suche
Close this search box.

Googles Menschlichkeit – das Problem mit der Semantik

Seit es Suchmaschinen gibt, sind diese in erster Linie bemüht, für ihre Nutzer die perfekten Ergebnisse zu liefern. Jede Verbesserung und Erweiterung durch eine Vorschau oder andere neue Funktionen zielen darauf ab, den Nutzern weitere Vorteile zu bringen. Dabei haben die Neuvorstellungen der letzten Wochen, trotz des durch sie ausgelösten Trubels, nur geringe Änderungen mit sich gebracht. Hier soll nun keineswegs der mögliche zukünftige Wandel durch Google Instant oder andere Funktionen in Abrede gestellt werden, doch weit größeren Einfluss haben die Änderungen, die nicht offensichtlich sind. Also jene Versuche Googles, ihren Suchroutinen menschliches Verständnis mit auf den Weg zu geben.

Mittlerweile dürfte jedem, der sich mit der Optimierung von Seiten beschäftigt, klar sein, dass Google versucht, die unterschiedlichsten Faktoren in die Suche einzubeziehen. Denn noch immer ist ein menschlicher Nutzer den Maschinen überlegen, wenn es darum geht, die Zusammenhänge und Verknüpfungen innerhalb eines Textes zu verstehen, und so einen Gesamteindruck zu erlangen. Jeder Mensch hat also ein größeres semantisches Verständnis als es Maschinen bisher simulieren können.

Ein Mehrwert für die Nutzer

So erhält man durch eine reine Prüfung der Seite auf ein Keyword hin nicht zwingend die perfekten Ergebnisse. Denn eine Seite kann durchaus eine hohe Themenrelevanz besitzen, auch ohne besonders häufig das vom Nutzer gesuchte Keyword zu enthalten. Besonders deutlich wird dieses Problem, wenn es um Spezialthemen geht. Nehmen wir als Beispiel an, ein Nutzer sucht wegen eines klopfenden Geräusches in seinem Wagen nach Hilfe. Die besten Ergebnisse könnten Expertenforen oder Hilfsseiten des Herstellers sein, die eventuell aber stark von Fachbegriffen dominiert sind. Wenn der Nutzer diese Begriffe aber nicht kennt, ist ihm eine gezielte Suche nach ihnen verwehrt, auch wenn natürlich in diesem Fall der Weg über eine Suche nach dem Hersteller auch irgendwann zum Ziel führen würde.

Googles Ziel ist es, an dieser Stelle in der Lage zu sein, dem Suchenden zu helfen und die richtigen Informationen zu liefern, ganz als würde man den KFZ-Mechaniker direkt fragen. Es lässt sich nur darüber spekulieren, was von Google bereits technisch umsetzbar ist. Als gesichert dürfte gelten, dass Google schon in der Lage ist, zahlreiche Zusammenhänge zu deuten und mit ihnen umzugehen. Schon seit einiger Zeit ist man in der Lage, die ersten Schritte in Richtung einer semantischen Erfassung des Netzes zu machen. Das große Stichwort ist hier LSI (Latent Semantic Indexing), das insbesondere 2008 in der SEO-Szene präsent war (siehe z. B. bei eisy.eu). Hierbei geht es um den Ansatz, bereits bei der Indexierung der Seiten das Thema erfassen zu können und auch einen Zusammenhang herzustellen, ohne dass das eigentliche Keyword vorhanden ist. Bereits heute werden Seiten für AdSense auf ihr Thema hin überprüft. Denn die im Werbenetzwerk geschalteten Anzeigen richten sich unter anderem auch nach dem Thema der Seite.

Synonymerkennung und Teekesselchen

Eingabe von Tilde bei GoogleDer wichtigste Ansatz ist der Versuch, mit der Vielzahl an Begriffen, die eine Sprache bietet, umzugehen. Dabei gibt es mehrere Elemente zu unterscheiden. Zunächst ist es nötig, die einfachen Synonyme zu erkennen und gleichwertig zu behandeln. So sollten Ehefrau und Gattin im Idealfall weitgehend gleich behandelt werden. Bei der Erkennung dieser Ähnlichkeiten ist Google bereits sehr erfolgreich, auch aufgrund der vom Unternehmen gespeicherten Datenmenge. So müssen nur umfangreiche Listen eingesetzt werden, auf denen die Synonyme verzeichnet werden. Zwar eine große Aufgabe, aber für den Datenriesen Google sicherlich kein ernsthaftes Problem.

Wer hier einen Blick in Googles Möglichkeiten werfen will, sollte einmal einen Begriff mit dem Vorzeichen „~“ (Tilde) eingeben. Hierbei werden auch ähnliche Begriffe angegeben. So werden bei einer Anfrage nach „car“ auch die Begriffe „Motor“ oder „BWM“ markiert. Doch offenbaren sich an dieser Stelle die ersten großen Probleme der Suchmaschinen mit der semantischen Erfassung, denn nur die englischen Begriffe werden erfasst. So muss mit jeder Sprache unterschiedlich umgegangen werden und wo das Englische in seiner Struktur noch recht einfach ist, bietet besonders die deutsche Sprache endlose, komplizierte Kombinationen an, die den Maschinen das Verständnis erschweren.

Neben der Synonymerkennung ist das zweite große Element die Zuordnung von Begriffen und Seiten zu bestimmten Themenfeldern. Auf diese Weise wird es möglich, bestimmte Teekesselchen, wie z.B. das Wort „golf“, durch die anderen Worte, die es umgeben, zu erkennen. So ist anzunehmen, dass eine Umgebung mit Begriffen wie Auspuff, Motor und Autobahn eher auf die Automarke hindeuten als auf den Sport. Auch hierbei dürfte Google seine große Datenbank helfen, die es möglich macht, bestimmte Wortgruppen zu Themenfeldern zusammenzufügen. Natürlich ist hier auch eine passende Suchanfrage wichtig, die mehr als nur ein Wort enthält.

Bekannt ist auch, dass Google bereits die Nähe zweier Begriffe zueinander erfasst und hierdurch auf einen Zusammenhang schließt. Zwar ist diese mathematische Methode nicht absolut präzise, gleichzeitig ist sie aber sehr einfach umzusetzen.

Spekulationen zu einem anderen Autoritäten-Konzept

Es muss also festgestellt werden, dass Google und auch andere Suchmaschinen vermutlich bereits einige Möglichkeiten haben, semantische Zusammenhänge, Wortbedeutungen und auch eine gewisse Themenrelevanz zu bemerken. Suchanfrage nach Golf AuspuffDie Frage ist aber, wie man dieses nutzt oder nutzen könnte. Die Synonymerkennung und Identifizierung von doppelten Bedeutungen ist vermutlich schon in die Suchprozesse integriert worden. Denn durch sie lassen sich gewisse Schwächen und Probleme lösen, die mittlerweile bei der Suche kaum noch auftreten. So erhält man bei der Suche nach der Kombination „golf auspuff“ nur Ergebnisse, die sich auf die Automarke beziehen. Zwar handelt es sich hierbei keineswegs um einen wirklichen Beweis, dass Google in der Lage ist semantische Analysen zu erstellen, der Verdacht wird aber hierdurch erhärtet.

Doch lassen sich auch andere Überlegungen anstellen, die freilich auf reinen Spekulationen basieren. So wird in SEO-Kreisen immer wieder angedacht, ob Google das Konzept der Autoritäten nicht insofern bereits verfeinert hat, dass man bestimmte Knotenpunktseiten nutzt. Denkbar wäre zum Beispiel, dass alle Seiten auf ihre jeweiligen Themen hin geprüft werden. Hierdurch könnte jede Seite aufgrund ihrer Begriffskombination in bestimmten Themenfelder verortet werden. Im Anschluss könnten nicht nur Seiten mit einem insgesamt hohen Trust festgelegt werden, deren Links sich insgesamt positiv auswirken. Sondern es wäre möglich auch Seiten zu bestimmen, die in ihrem spezifischen Fachgebiet über eine besonders herausgehobene Stellung und Expertise verfügen. Links dieser Seiten würden sich innerhalb eines bestimmten Themas besonders positive auswirken, da ihnen dort Fachwissen zugeschrieben würde. Es wäre also möglich, eine feingliedrigere Struktur zwischen den Seiten zu erstellen und so Verbindungen unterschiedlich zu bewerten.

Die Semantik der Suchanfrage

Ein anderer Bereich, an dem mit Sicherheit gearbeitet wird, der aber hochkompliziert ist, sind die eigentlichen Suchanfragen. Auch hier kommt Semantik zum Tragen, da die Suchmaschine verstehen muss, was der Nutzer sucht. Bei einfachen Wissensanfragen, wie der Frage nach dem Wetter oder einem Rechenergebnis, ist dies bereits möglich.

Rechnen mit GoogleDurch die Komplexität der Sprache ist es aber nicht immer einfach, zu verstehen, welche Intention der Nutzer hat. Je mehr Erkenntnisse Google gewinnt, umso eher werden sich die SERPs ändern. So lässt sich überlegen, dass in ferner Zukunft die Nutzer nur noch eine Anfrage in ihr Mikrofon sprechen und Google automatisch die perfekte Antwort für den einzelnen Nutzer liefert. Hier dürften zu der semantischen Erkennung aber auch noch die Menge der personenbezogenen Daten hinzu kommen. Diese können ebenfalls helfen, den Inhalt einer Anfrage zu deuten. Das gleiche gilt für eine Lokalisierung, die ebenfalls weitere Hintergrundinformationen bieten würde.

Fazit

Eine endgültige Antwort auf die Frage, was in Zukunft folgen wird, lässt sich natürlich nicht treffen. Bisher ist es im Bereich der semantischen Suche daher ruhig. Trotzdem ist anzunehmen, dass hier intensiv geforscht wird und Unternehmen wie Google mit ihren zahlreichen Patenten noch einiges erreichen wollen. Welche Auswirkungen dieser Prozess der Verfeinerungen für den Bereich SEO haben wird, ist ebenfalls nicht mit letzter Sicherheit zu sagen. Unterschiedliche Strategien könnten sinnvoll sein. So dürfte mit einer besseren Erkennung des gewünschten Ziels und des Seitenthemas sicherlich die Keyworddensity endgültig an Bedeutung verlieren. Es könnten aber plötzlich auch Keyword-URLs mit den jeweiligen Synonymen für ein verwandtes Keyword besser ranken.

Es bleibt uns also nichts weiter übrig als zu spekulieren und zu testen, ob bestimmte Verfahren evtl. bereits angewendet werden oder nicht. Wir würden uns freuen, wenn ihr eure Überlegungen zu diesem Bereich in den Kommentaren mit uns teilt.

Lust auf einen Gastartikel?
Möchtest du einen Gastartikel auf SEO-Trainee.de veröffentlichen? Dann schau dir unsere Richtlinien für Gastbeiträge an und melde dich ganz einfach bei uns! Wir freuen uns von dir zu hören

Autor:In

9 Antworten

  1. Pingback: Semantisches Web und semantische Suche | SEO Trainee - Ab hier geht´s nach oben
  2. Pingback: Der SEO-Blog-Wochenrückblick KW 48 | SEO Trainee - Ab hier geht´s nach oben
  3. Ja derzeit passiert viel in den SERPS, was da wo wie genau gedreht wird wird die Zukunft zeigen – und da gibst du einen schönen Ausblick. Danke für den Artikel 🙂

  4. Hallo,

    semantische Ungereimtheiten lassen am ehesten durch die Vebindung zum Suchenden ausmerzen. Wie immer braucht Google den Login, um individuelle Zusammenhänge besser erkennen zu können…

    Grüße

    Gretus

    1. Keine Frage gerade die angesprochenen Personenbezogenen Daten, helfen natürlich ungemein den User zu verstehen. Zumal auch davon auszugehen ist, dass Google durch Suggest und andere Elemente noch immer versucht die User zu erziehen und so leichter verstehen zu können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert