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Wird Google zum Affiliate? Experten aus der Branche geben Auskunft

Google ist überall. Google ist beliebt. Google ist anwenderfreundlich und Google ist (Adwords ausgenommen) für alle kostenlos … Moment … Stimmt das noch? In den letzten Monaten häuften sich vermehrt Meldungen darüber, dass Google Teile seiner Produktpalette monetarisiert. Wie bereits auf SEO-Trainee.de berichtet, scheint die Reisebranche davon am meisten betroffen zu sein. Sie muss befürchten, dass Google selber zum Reiseveranstalter wird. Allen voran stehen Produkte wie der Google Hotel Finder, womit Google pro Klick 0,2% Provision auf den Buchungspreis kassiert. Aber auch Angebote wie die Flight Search und Google Offers (inkl. Daily Deal) lassen vermuten, dass Google in vielen Bereichen des WWW aktiv mitmischen will.

Wir wissen alle nicht, was uns in Zukunft erwartet. Aber die neuesten Initiativen Googles haben das Potenzial, die Online-Welt massiv umzukrempeln. Vorbereitung ist die beste Verteidigung. Drum haben wir einmal Experten aus der Branche, nämlich Fabian Rossbacher, Niels Dörje und Marco Janck, um ein kurzes Statement gebeten. Ihre Antworten sind im Detail recht unterschiedlich, aber zielen alle in dieselbe Richtung: Google wird unsere Branche und unsere Arbeitsweise erheblich verändern.

SEO-Trainee Kerstin: Mit dem Google Hotel Finder ist nun auch in Deutschland ein Produkt auf dem Markt, bei dem Google als Vermittler auftritt und saftige Provisionen kassiert. Was ist, eurer Meinung nach, die Strategie Googles hinter Produkten wie dem Google Hotel Finder? Möchte sich Google langfristig als Affiliate etablieren?

Niels Dörje: Aber hallo! Durch den Kauf von ITA vor ca. 8 Monaten ist Google in der Lage, dies zu machen. Google will einerseits das beste Ergebnis liefern und gleichzeitig verhindern, dass sich andere Portale Dritter im Relevant Set der User verankern. Wieso? Wenn ein User sagt Buch=Amazon, Auto=Mobile & AutoScout24 und Hotel=HRS, dann sucht ja keiner mehr auf Google, was wiederum sehr schlecht wäre, denn dann gibt es viel weniger Suchvolumen (siehe hierzu auch das Suchvolumen im Bereich Gebrauchtwagen in Deutschland) – weniger Suchvolumen, d.h. weniger Adwords Clicks, und damit … tata weniger Umsatz für Google! Zudem verdient Google vielleicht sogar noch mehr mit einem CPA-Deal als auf CPC-Basis. Google geht in viele Bereiche, wo sie bequem Feeds/Daten in die Vertical Search einbinden bzw. integrieren können. Wieso auch nicht? 😉

Marco Janck: Google möchte in alles rein, wo sich Geld verdienen lässt. Sie werden versuchen, was geht, und werden erst aufhören, wenn die eigenen Leute sagen, dass die öffentliche Meinung unkontrolliert kippen könnte (weltweit oder USA) oder sie wirklich kippt bzw. Gerichte eindeutig nein sagen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Geht doch auch gar nicht anders. Der Markt wird auch für Google dichter.

Fabian Rossbacher: Das ist doch ganz klar. Es geht hier doch nicht um Affiliate!!! Google wird versuchen, eine eigene Hotelkette zu eröffnen. Diese wird dann ganz weit oben gerankt und somit die erfolgreichste der Welt. Ich würde es nicht anders machen. Google hat aber ein Problem. Sie sind viel zu groß und es wird viel zu lange dauern, bis der deutsche Normalbürger Strom bei Google einkaufen oder sich in ein Google-Hotel einbuchen kann. Strategisch gesehen ist das kein Affiliate. Es ist die Platzierung der eigenen Produkte in der eigenen Suchmaschine. Natürlich wird man darauf achten, auch andere Ketten zu ranken. Bei diesen wird man sich dann einkaufen.

Kerstin: Wo wird das alles noch hinführen? Ist es denkbar, dass bald auch andere Bereiche des Google-Portfolios monetarisiert werden (bspw. die Produktsuche, Verlinkungen in Google Maps etc.)?

Marco: Product Search wird irgendwann kostenpflichtig werden, da bin ich überzeugt von. Noch ist der Markt nicht eng genug, aber der Moment wird kommen.

Fabian: Ja, alles. Es gibt meiner Meinung nach keine Sparte, in der Google nicht mitmischen kann. Jeder kennt und mag das bunte Logo. Und mal ganz ehrlich: Ein Mobiltelefon mit dem Google-Logo ist doch genauso cool wie ein iPhone. Auf jeden Fall um Welten angesagter als ein Nokia oder ein Samsung.

Niels: Never know, aber es liegt so nahe, dies zu machen. Und wenn Google Checkout endlich kommen würde, dann wäre dies im Bereich Product Search vielleicht noch schneller realisierbar.

Kerstin: Ist es Absicht oder Zufall, dass durch sowohl Panda als auch die Google Flight Search Preisvergleichsportale benachteiligt werden?

Fabian: Ich denke in einem Unternehmen wie Google gibt es viele Mächte. Da gibt es ein „organic Team“, welches für Qualität sorgen muss. Ein SEA-Team, welches Geld reinholt, und eben auch Teams, die sich mit der langfristen Strategie des Unternehmens beschäftigen. Diese Strategie kann nur lauten: „Eigene Produkte schaffen, um Unabhängigkeit zu erreichen.“ Diese ganzen Vektoren der Macht ziehen in unterschiedliche Richtungen. Wohin sich der Karren dann bewegt, ist sicherlich ein Stück Zufall. Die Position des Fahrzeugs spiegelt jedoch vor allem die aktuellen Machtverhältnisse im Unternehmen wieder. Leider von außen schwer zu durchschauen, wie in jedem großem Unternehmen …

Niels: Dies wäre ein großer Artikel und würde sicherlich den EUGH in Brüssel interessieren. Ich möchte mich dazu nicht äußern. Auf der anderen Seite hast du es doch vielleicht schon selbst erklärt, oder ist billiger.degünstiger.de oder idealo.de auf einmal so viel schlechter geworden?

Marco: Das mit den Preisportalen ist mir nicht ganz klar. Also die Richtung verstehe ich schon, da viele Vergleicher echt in der Vergangenheit MashUp-Mist bzw. Content-Wüsten produziert haben. Aber warum es jetzt den einen trifft und den anderen nicht, ist schon komisch. Da scheint der Brand eine große Rolle zu spielen und ich habe auch das Gefühl, dass hinter den Kulissen doch ein paar Schachteln verschoben werden. Aber es kann auch alles anders sein und Google ist einfach nur sehr, sehr gut oder halt noch nicht gut genug. Wer weiß das. Sie sagen es ja nicht. 😉

Kerstin: Schließlich: Was bedeutet das Vorpreschen Googles für unsere Arbeit als SEOs bzw. Online Marketeers? Wie sieht eure Zukunftsvision aus?

Niels: SEOs, die in bestimmten Verticals arbeiten, müssen sich mit Datenstrukturen auseinandersetzen, und wie man Daten (=Links) in diesen Verticals platziert und optimiert. Also eigentlich nichts Neues nur halt etwas Anderes … als Crawling und Linkbuilding.

Fabian: Also „wir“ sind ja nur ein ganz kleiner Teil des Google-Kosmos. Wir verdienen Geld mit Vergleichsportalen und beten jede Nacht, dass Google die Affiliate-Seiten noch ein weiteres Jahr überleben lässt. Müssen sie auch vorerst, weil sie keine eigenen Produkte haben. Wer schlau ist, lässt sich von Google kaufen und wird Teil des Uhrwerks. Warum sollte Google in der Zukunft fremden Unternehmen erlauben zu ranken und Geld zu verdienen? Natürlich zielen sie darauf ab, auch die Umsätze zu bekommen, welche aktuell an ihnen vorbeigehen. Die Frage ist: „Wie schnell schafft Google es, eigene Produkte auf den Markt zu werfen?“ Damit meine ich nicht neue Produkte, sondern vor allem bestehende kaufen. Spannend wird es dann noch einmal aus rechtlicher Sicht. Auch den Kartellämtern dieser Welt muss irgendwann mal auffallen, dass Google das größte und gefährlichste Monopol der Welt ist. Vielleicht wird es ja in 10 Jahren zerschlagen und in viele kleine Suchmaschinen aufgeteilt …

Marco: Affiliates werden es nicht leicht haben in der nächsten Zeit. Da werden eine Menge sterben und die Finger heben, wenn ihre Modelle nicht sehr gut sind. Affiliate-Agenturen werden ihren Kunden noch eine Weile erklären, dass alles toll ist. Das wird schon noch eine Weile funktionieren, auch wenn die wenigsten da noch echt Tuchfühlung haben. Ich mag gar nicht an die Sachen denken, die ich immer wieder höre. Aber lassen wir das … SEO-Agenturen werden sich weiterhin rosig entwickeln. Der Markt ist echt noch in den Kinderschuhen. Professionelle SEO-Berater mit guter Kommunikationsgabe werden die Könige der Branche werden. Die, die es schaffen alle Online-Marketing-Felder unter einen strategischen Hut zu bringen, werden demnächst die SAP-Tagessätze angreifen. Wenn es nicht schon lange so ist. Es wird sich im Grunde alles gut entwickeln bis auf die Affiliates und die Preisvergleiche. SEO wird also nicht von Grieneisen gekauft. 😉

Über Fabian, Niels und Marco

Großgeworden in der Computerfirma seines Großvaters, war für Fabian Rossbacher schnell klar, dass er Anwendungsentwickler werden möchte. Im Laufe der Zeit entwickelte er sich zu einem wahren Multitalent in der Online-Marketing-Branche und ist nun (Mit-)Veranstalter zahlreicher Events wie z.B. dem SEO-Day. Hauptberuflich kümmert er sich um etliche Affiliate-Projekte und seine Linkaufbau-Service-Agentur linkaufbau-tools.de.

Kaum einer ist so international tätig wie Niels Dörje. Mit seinen Steckenpferden Universal Search, Content Licensing und Affiliate Marketing ist er überall auf der Welt ein gefragter Speaker. Anwendung findet sein Wissen in der Online-Marketing-Agentur Tandler.Doerje.Partner, welche er 2010 mit Marcus Tandler gegründet hat. Nicht ganz irrelevant ist zudem seine Vergangenheit als Strategic Partnership Development Manager bei Google.

Marco Janck, besser bekannt als „der SEOnaut“, gilt als Urgestein in der SEO-Welt. 2004 gründete er seine eigene SEO-Agentur SUMAGO. Als Veranstalter der SEO CAMPIXX und gefragter Gast auf SEO-Events tauscht er sich regelmäßig mit den Größen der Branche aus und ist immer am Puls der Zeit.

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11 Antworten

  1. Pingback: Der SEO-Blog-Wochenrückblick KW 46 | SEO Trainee - Ab hier geht´s nach oben
  2. Obwohl Google durch Adwork sicher in erster Linie viel Geld generiert ist es unverzichtbar, dass ein Unternehmen kein Klumpenrisiko trägt, sprich nur durch einen oder zwei Dienste Geld machen kann. Google gehört zu den Unternehmen, das immer wieder als einer der beliebtesten Arbeitsplätze gilt. Da kommen natürlich viele „Gescheite“ in ein Unternehmen, die ein gutes Salär wollen, die aber auch gute Ideen und Arbeiten liefern müssen. Und da ist das Unternehmen natürlich schnell mal einen oder zwei Schritte voraus bzw. merkt, dass es gewisse Angebote besser übers Web vermarkten könnte als es andere tun. Apple hat mit iTunes der Plattenindustrie gezeigt wie es Musik als Downloads verkaufen kann. Wieso sollte Google also nicht auch was anderes anbieten? Vielleicht gibt es bald Google-Stores mit Android-Produkten in Zürich an der Bahnhofsstrasse? Oder Google-TV-Apparate mit YouTube Channel.

  3. Dass die Suche jemals kostenpflichtig wird glaube Ich eigentlich nicht. Dann bekämen Sie zuviel Konkurrenz von gratis Suchmaschinen Die jetzt nur wenig populär sind. Aber, wie alle Webmaster, wird Google natürlich versuchen seine Seiten immer weiter zu optimalisieren. Wenns sein muss wahrscheinlich auch als Affiliate.

  4. Wie sagt hühnchen Junior? Der Himmel wird einstürzen, der Himmel wird einstürzen…

    Ich denke Panikmache gibt es seit es Menschen gibt. Erst mal abwarten…

  5. Mich wundert es schon länger das Google nicht selber als Affilite oder Anbieter von verschiedenen Diensten wird, ich glaube wenn die dürften, würden die längst überall ihre Finger drin haben. Ich sehe auch so eine Entwicklung zukommen wie oben geschrieben, ein Funken Hoffnung besteht allerdings das es nicht so weit kommen wird.

  6. Ich stimme den Dreien in vielen Punkten zu.
    Woran ich allerdings erhebliche Zweifel hab, sind die in letzter Zeit vermehrten Gerüchte über eine möglich Kostenpflicht bei Google Shopping.
    Dagegen sprechen für mich mehrere Gründe, insbesondere dass

    1. Google dadurch Merchants (und damit deren Informationen und indirekt eigene Reichweiten) wieder verlieren würde und

    2. es untypisch für Google wäre ein kostenloses Kernprodukt im Nachhinein kostenpflichtig zu machen.

    Vielmehr wird Google andere Wege suchen den wertvollen Traffic auf Google Shopping zu monetarisieren.
    Beispielsweise durch:

    – immer weniger Direktverlinkungen auf Shops, hin zu den eigenen Produktdetailseiten (= mehr Ad Impressions)

    – Neue Anzeigenformate, ggf. auch für die Universal Search

    – Kostenberechnung ab einer bestimmten Quota (wie auch schon bei Analytics oder ganz aktuell Maps)

    – Starke Integration von Google Wallet und/oder Checkout bis hin zur Pflicht für Merchants (gerade im Bereich Payment gibt es für Google noch riesige Potenziale und Skalierungsmöglichkeiten)

    usw.

    Google steht vor dem Problem, dass die einzige Cash Cow AdWords bereits einen hohen Sättigungsgrad erreicht hat, also gilt es andere Quellen aufzumachen bzw. besser zu monetarisieren.

    1. Hallo Jens,

      vielen Dank für dein Feedback und die ausführliche Erläuterung deiner Vermutungen! Ich gebe dir Recht, dass AdWords wahrscheinlich einen hohen Sättigungsgrad erreicht hat und andere Einnahmequellen erschlossen werden müssen. Dass Google Shopping ab einer bestimmten Grenze kostenpflichtig wird, ist durchaus denkbar. Im Endeffekt ist das alles natürlich nur Spekulation. Ich bin gespannt auf die kommenden Entwicklungen!

      Beste Grüße
      Kerstin

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