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Google Hummingbird und seine Auswirkungen auf SEO

Über kaum ein Thema wurde in den letzten Wochen so viel geschrieben wie über den neuen Google-Suchalgorithmus Hummingbird. Auch wir haben in unseren Wochenrückblicken bereits darüber berichtet. Heute möchte ich mich diesem spannenden Thema etwas ausführlicher widmen, die wichtigsten Facts übersichtlich für euch zusammenfassen und zeigen, welche kontroversen Standpunkte es bezüglich der Auswirkungen des neuen Suchalgorithmus‘ gibt. Sollte man wirklich auf Longtail-Optimierung setzen? Oder ist das womöglich genau der falsche Weg? Lest selbst!

Ende September ist Google 15 Jahre alt geworden – ein stolzes Alter, wenn man die Schnelllebigkeit der Online-Welt bedenkt. Passend zum 15. Geburtstag hat Google seinen neuen Suchalgorithmus Hummingbird vorgestellt. Bevor wir die Auswirkungen des neuen Algorithmus‘ betrachten, hier noch einmal die wichtigsten Fakten in Kürze zusammengefasst:

Google Hummingbird – die neue Google-Suche

© NA/AbleStock.com/Thinkstock
© NA/AbleStock.com/Thinkstock
  • Wie ein Kolibri soll der neue Algorithmus besonders schnell und präzise sein.
  • Im Gegensatz zu Panda und Pinguin handelt es sich bei Hummingbird nicht um ein Update, sondern um einen komplett neuen Algorithmus. Allerdings sind einige Teile des alten Algorithmus‘ nach wie vor enthalten.
  • Laut Google sollen weltweit 90 % aller Suchanfragen von Hummingbird betroffen sein.
  • Ausgerollt wurde Hummingbird offenbar bereits im August dieses Jahres. Die öffentliche Bekanntmachung ließ allerdings bis September auf sich warten, als Google anlässlich seines 15. Geburtstages eine Pressekonferenz in der Gründergarage des Unternehmens abhielt.

Darum geht’s:

Mithilfe von Hummingbird ist es Google möglich, längere und komplexere Suchanfragen (wie zum Beispiel gesprochene Suchanfragen) besser zu verstehen und zu interpretieren. Google analysiert hierzu die Zusammenhänge zwischen einzelnen Begriffen der Suchanfrage. Basierend auf einer Art Synonymdatenbank kann Google erkennen, welche Synonyme für bestimmte Worte in den Kontext einer Suchanfrage passen.

In der Suchanfrage „What is the best place to have a pizza in New York?“ ersetzt Google zum Beispiel das Wort „place“ durch „restaurant“, um die Frage adäquat zu beantworten. Mitte September hatte Google bereits ein Patent dazu veröffentlicht, das den Titel „Synonym identification based on co-occurring terms“ trägt.

Mit dem neuen Suchalgorithmus rückt also die Semantik noch mehr in den Vordergrund. Die eingegebenen Keywords sind dabei nicht mehr so wichtig; vielmehr geht es um die Absicht des Users, die sich in der Suchanfrage versteckt. Google Hummingbird bringt vor allem Neuerungen bezüglich der Conversational Search mit sich.

Conversational Search

Hinter dem Konzept der Conversational Search verbirgt sich die Idee, dass Google nun auch solche Fragen verstehen und beantworten kann, wie sie in einer normalen Unterhaltung von Menschen untereinander gestellt werden.

Konkret bedeutet dies: Stellt man mehrere zusammenhängende Suchanfragen hintereinander, kann Google auch auf solche Fragen passende Antworten liefern, in denen das eigentliche Keyword durch ein Pronomen oder Ähnliches ersetzt wurde. Google erkennt den Zusammenhang zwischen den Fragen und kann so den richtigen Bezug herstellen. Hier ein Beispiel:

Google pictures of empire state building

Google how tall is the empire state building

Erste Schritte in diese Richtung hatte Google bereits im Mai dieses Jahres gemacht, als die Conversational Search für Google Chrome gelauncht wurde.

Darüber hinaus ist es Googles Ziel, nicht nur die Informationen zu liefern, nach denen explizit gefragt wurde, sondern die User Experience durch Zusatzinformationen, die nicht ausdrücklich gefordert waren, zu verbessern. Fragt man zum Beispiel: „Will it rain today?“, so bekommt man im Idealfall als Antwort nicht nur ein „ja“ oder „nein“, sondern direkt die vollständigen und aktuellen Wetterinformationen mitgeliefert.

Googles Wetteranzeige Hamburg

Auswirkungen auf die Suchmaschinenoptimierung kontroverse Standpunkte

Obwohl laut Google mehr als 90 % aller Suchanfragen von Hummingbird betroffen sein sollen, wurden bisher keine großen Auswirkungen bekannt. Nichtsdestotrotz wird in der SEO-Welt – wie bei jedem größeren Update – natürlich viel spekuliert. In zahlreichen Blog Posts befassen sich namhafte und weniger bekannte SEOs mit den Auswirkungen des neuen Suchalgorithmus‘ auf die Suchmaschinenoptimierung. Dabei werden einige Kernpunkte immer wieder genannt, die ich im Folgenden für euch zusammenfassen möchte.

Longtail, High Quality Content und strukturierte Daten

Longtail ist im Kommen

Das Hauptziel von Hummingbird ist es, Suchintentionen besser zu verstehen. Diese lassen sich aus ausformulierten Fragen am besten ableiten. Der Hummingbird-Algorithmus betrifft also vor allem Longtail-Suchanfragen, also solche, die sich aus mehreren Wörtern zusammensetzen.

Dabei wird jetzt nicht mehr nur auf die Fokus-Keywords geachtet, sondern die Suchphrase als Ganzes interpretiert. Beispiel: Bei der Frage „Wo ist das nächste Geschäft, in dem ich ein iPhone kaufen kann?“ wurden früher vor allem die Worte „iPhone“ und „kaufen“ betrachtet. Dank Hummingbird erkennt Google jetzt auch den lokalen Bezug und zeigt keine Liste von Online Shops, wie es früher oft der Fall war, sondern vielmehr eine Liste lokaler Geschäfte in der Nähe.

An diese Entwicklung gilt es in den Augen vieler SEOs anzuknüpfen, indem man auf eben solche Longtail-Begriffe und kompletten Fragen optimiert und Content kreiert, der hierauf Antworten liefert. Womit wir beim nächsten Punkt wären:

High Quality Content

„Content is king“ – dieser Satz hängt dem einen oder anderen vielleicht schon zu den Ohren heraus. Mit Hummingbird gewinnt er jedoch für viele Suchmaschinenoptimierer noch mehr an Bedeutung. Da es immer weniger um die eingegebenen Keywords und immer mehr um die hinter einer Suchanfrage steckende Nutzerintention geht, muss auch der Content von Webseiten entsprechend angepasst werden.

Folgende Tipps werden häufig an die Hand gegeben:

  • Die Fragen der User beantworten: Eine Website muss die Fragen der Nutzer beantworten und ihnen echten Mehrwert bieten. Qualitativ hochwertiger Content, der Antworten auf spezifische Fragen liefert, wird deshalb zu den Gewinnern zählen.
  • Die komplette Website breiter aufstellen: Je höher die Zahl an Landing Pages mit informativen Inhalten, desto besser. Denn diese bieten nicht nur verschiedene Einstiegsmöglichkeiten für die User, sondern sorgen auch für mehr Expertenwissen, um detaillierte Fragen seitens der User zu beantworten. Je mehr solcher Antwortquellen, desto besser! Denn mit verschiedenen Landing Pages kann man mehr gute Rankings, gerade im Longtail-Bereich, erzielen.
  • Sich in den User hineinversetzen: Inhalte, die die Fragen der Nutzer beantworten, kann man nur dann schaffen, wenn man vorher analysiert, was der User sucht, erwartet und möchte. Dasselbe gilt für die Wortwahl – auch hier gilt es, den Ton zu treffen, den auch der Nutzer wählen würde.
  • Mit steigenden Qualitätsansprüchen an den Content wird vermutliche auch das Authorship Markup an Bedeutung gewinnen, da es als Indikator für Hochwertigkeit und Vertrauenswürdigkeit herangezogen wird.
  • Aktualität: Wie auch in der Vergangenheit immer wieder betont wurde, ist es wichtig, die Seite mit aktuellen Inhalten zu füttern.

Daten strukturieren

Ein Kernpunkt in der semantischen Suche ist die Strukturierung von Daten. Daten werden strukturiert, indem man die einzelnen Informationseinheiten gemäß eines vorgegebenen Daten-Modells genau benennt und klassifiziert. Solche Informationen können von Suchmaschinen besser aufgenommen, verstanden und interpretiert werden. Bei unstrukturierten Daten sind sie hingegen lediglich in der Lage, gewisse Muster (Keywords) auf einer Seite zu identifizieren, die genauen Zusammenhänge und Bedeutungen bleiben jedoch unklar.

Um Daten zu strukturieren und somit für Suchmaschinen leichter lesbar zu machen, bietet schema.org verschiedenste Markups an (auch Mikroformate genannt), mit deren Hilfe man Daten auszeichnen und benennen kann.

Nach dem Hummingbird-Algorithmus wird oft dazu geraten, vermehrt auf die Strukturierung von Daten mittels schema.org zu setzen. Suchmaschinen können die Daten dann nicht nur auslesen und indexieren, sondern auch in gewisser Weise verstehen.

Longtail? Im Gegenteil!

Soweit zu den gängigen Tipps zum Umgang mit Hummingbird, wie sie auf vielen Blogs zu finden sind. Aber ist das wirklich der richtige Weg? Ammon Johns vertritt in einem Blogpost, der letzte Woche auf isoosi.com erschienen ist, einen gänzlich anderen Standpunkt. Seiner Meinung nach ist der Ansatz, vermehrt auf Longtail-Begriffe zu optimieren, vollkommen falsch. Denn Hummingbird betrifft seiner Meinung nach 90 % aller Suchanfragen und nicht 90 % aller Suchergebnisse. Das ist für ihn auch die Erklärung dafür, warum noch von keinerlei direkten Auswirkungen berichtet wurde, obwohl der neue Algorithmus schon seit einiger Zeit verwendet wird.

Das Ziel von Hummingbird ist es, komplexe und nicht eindeutig formulierte Suchanfragen besser zu verstehen. Der neue Algorithmus hilft Google also dabei, diese komplexen Suchanfragen so zu verarbeiten, dass sie wie Anfragen behandelt werden können, die lediglich aus den wichtigsten Keywords bestehen. Laut Ammon wird die Frage „Where is a good place to get a pizza?“ von einem Smartphone in Denver gestellt, dieselben Ergebnisse liefern wie die eindeutig und kürzer formulierte Suchanfrage “pizza restaurant Denver”.

Hat Ammon Recht mit seiner Theorie, bedeutet dies, dass es vollkommen sinnlos ist, auf Longtail-Suchanfragen zu optimieren. Vielmehr wird durch Hummingbird das Konzept von (Longtail-)Nischen-Keywords an Bedeutung verlieren, da Google die eigentliche Intention hinter jeder Suchanfrage besser deuten kann.

Was meint ihr?

Für mich klingt der Standpunkt von Ammon sehr plausibel. Seien wir mal ehrlich – es ist schon merkwürdig, wenn Google einen neuen Suchalgorithmus präsentiert und so gar keine direkten Auswirkungen zu spüren sind. Ammons Argumentation liefert hierfür eine logische Begründung.

Was High Quality Content und strukturierte Daten betrifft, denke ich, kann es nie schaden, auf diese beiden Aspekte zu setzen. Hochwertiger Content liefert dem Nutzer Mehrwert und strukturierte Daten helfen der Suchmaschine, Inhalte besser und schneller zu verstehen. Was aber ist mit den Longtail-Suchanfragen? Sollte man darauf optimieren oder werden sie an Bedeutung verlieren? Was meint ihr? Wir freuen uns auf einen regen Austausch in den Kommentaren!

Eine schöne Restwoche wünschen

Amke und die SEO Trainees

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Autor:In

20 Antworten

  1. Vielen Dank liebe Amke für den guten Artikel. Gibt einen guten Überblick zum Thema.
    Die Anwendung der Semantik ist kein neues Thema, aber es wichtig dies schon auf jeder Webseite zu berücksichtigen. Somit wird der Erfolg größer. Aber ich habe keine Statistiken dazu. Hast du dazu Erfahrungen gemacht?
    Liebe Grüße,
    Georg

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  5. Ich habe vor 6 Monaten eine neue Website mit Hilfe eines „Glossars“ onpage-optimiert. Und dabei auch die Semantik berücksichtigt. Statt 0815-Wikipedia-Abschriften habe ich hochwertigen Content mit Fragestellungen (Was ist …, Was bedeutet …, Definition von …) erstellt. Ergebnis: Die Rankings haben nach dem Hummingbird-Update zugelegt. Bei anderen Webseiten hatte ich zum Teil einige Rückgänge.
    Die reine Onpage-Optimierung nach WDF x IDF ist dagegen nur ein Hilfsmittel, aber kein Erfolgsgarant.

  6. es bleibt wohl abzuwarten, wie sich das entwickelt, könnte grundlegend schon einiges verändern. Der Beitrag ist sehr eindrucksvoll geschrieben, vielen Dank.

  7. Ein sehr interessanter und informativer Bericht, vielen Dank dafür!
    Ich habe jetzt schon einiges über Hummingbird gelesen, tue mich aber mit diesen vielen, manchmal doch sehr vagen Informationen, schwer, etwas für mich abzuleiten.
    Ich denke auf dauer sollte man auf den Content achten und darauf, daß man sich und den mühselig gewonnen Stammkunden treu bleibt. Nicht jeder Content hat das Potential für einen millionenfachen Bestseller, aber das sollte man akzeptieren. Man kann auch mit einer beschaulichen guten Besucherstruktur eine erfolgreiche Seite machen … was Hummingbird dazu beitragen kann, ist mir aber irgendwie noch etwas nebulös.

    Gruß,
    Jens

    1. Hi Jens,
      nebulös ist ein Wort, das die Sache wahrscheinlich ganz gut umschreibt. Wie genau sich Hummingbird auf die Suche auswirkt, kann keiner so ganz genau sagen, denke ich. Das meiste sind Spekulationen und wie ich bei der Recherche zu dem Artikel festgestellt habe, gibt es durchaus verschiedene Standpunkte hierzu.
      Eines ist aber klar: Google wird immer besser, semantische Zusammenhänge zu erkennen. Somit wird es immer wichtiger, Content zu schaffen, der nicht nur auf ein, zwei Keywords optimiert ist, sondern insgesamt einen logischen, semantischen Zusammenhang darstellt, den die Suchmaschine als solchen erkennen kann. Und welcher Content könnte das besser als solcher, der für den User und nicht primär für die Suchmaschine geschrieben wurde?
      Du hast wohl Recht damit, dass kein Webseitenbetreiber aussschließlich Content kreieren kann, der Tausende von Besuchern auf die Seite bringt. Ich denke, es ist einfach wichtig, zu überlegen, was potenzielle User/Kunden auf meiner Website wollen und wie ich ihnen am besten weiterhelfen und ihre Fragen beantworten kann. Das ist sicherlich eine der Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Ranking – und das auch nicht erst seit Hummingbird.
      Beste Grüße,
      Amke

  8. Ein sehr spannender und informativer Beitrag. Schön zu sehen, dass Backlinks nicht alles sind, sondern auch wichtig ist, wie der Content der Website ist. Das ist zum Glück ein Punkt, den Google niemals ändern wird.

    1. Hi Franky,
      danke für deinen Kommentar! Du hast Recht: Content wird immer wichtig bleiben und das sollte jeder Webmaster im Hinterkopf behalten.
      LG
      Amke

  9. Cooler und aufschlussreicher Beitrag.
    Es sit spannend zu sehen, dass „Content“ immer noch der „King“ ist. Ich persönlich finde das super, jedoch glaube ich auch, dass viele Leute daran scheitern, die ihre Seiten nur mit Links pushen.
    LG

    1. Schön, dass dir der Artikel gefällt.
      Ich stimme dir zu – es gibt wahrscheinlich nach wie vor viele Leute, die vor allem auf Links setzen. Ich denke, dass guter Content das A und O einer Website ist – vor allem, wenn man es aus Nutzersicht betrachtet.
      Beste Grüße,
      Amke

  10. Pingback: Links #54
  11. Tolle Übersicht, danke.

    Vor allem der „high quality content“-Bereich zaubert ein dickes Grinsen auf mein Gesicht – denn das wird, selbst wenn noch keine direkten Auswirkungen von Hummingbird spürbar sind, immer wichtiger. Zu Recht.

    Wie Duane Forrester (Bing) sagt: „If users love you, we love you“.

    1. Hallo Bernd,
      es freut mich, dass dir der Artikel gefällt! Du hast Recht – die kontroversen Standpunkte sind wirklich sehr interessant. Und daran sieht man mal wieder: Im SEO gibt es selten nur eine einzige Wahrheit, sondern vielmehr eine Fülle an unterschiedlichen Vermutungen. Ich bin jedenfalls gespannt, welche Auswirkungen wir von Hummingbird in Zukunft noch zu spüren bekommen bzw. wohin sich diese ganze Sache noch entwickeln wird!
      Beste Grüße,
      Amke

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