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Alles Google oder was? Eine Suchmaschine erobert die Reisebranche

Alles Google, oder was? Nun ja, der Internetriese scheint sein Handwerk zu verstehen und arbeitet an der intelligenten Zusammenführung einzelner Informationsbausteine. In keiner anderen Branche wird das so deutlich wie in der Tourismusindustrie. Und diese ist wirklich im Internet angekommen. Während die Offline-Einnahmen kontinuierlich sinken, wächst das Online-Geschäft bis ins Unermessliche. 2011 wurden online bereits 25 Milliarden Euro umgesetzt. (Quelle: taz.de) Kein Wunder also, dass auch Google davon profitieren möchte und mit eigenen oder aggregierten Angeboten in den Markt einsteigt. Weltenbummler erfreuen sich an der neuen Vielfalt, Reiseanbieter und –vermittler schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Doch was macht Google eigentlich und wo liegen dabei die Chancen und Risiken für Reiseanbieter?

Googles Einstieg in die Reisebranche

Reise-Professionals wissen es schon seit langem: Der Schlüssel zum Erfolg in der Reiseindustrie liegt darin, den gesamten Urlaubsprozess als Ganzes zu betrachten. Genau das macht Google, indem es für jeden Prozessschritt ein entsprechendes Angebot bereitstellt oder plant (vgl. nachfolgende Abbildung).

Schauen wir uns einmal die einzelnen Dienstleistungen Googles genauer an:

Mit Google auf Inspirationskurs

Der erste Schritt zum Reiseverkauf lautet „Inspiration“, d.h. „Urlaubssehnsüchte wecken“. Konventionelle Reiseanbieter schaffen dies über Werbung, die, wenn möglich, in einer Vielzahl von Marketing-Kanälen gestreut wird. Googles Inspirationshelfer lauten bis dato „YouTube“ und Panoramio. Das passt sehr gut: Die Reisebranche ist hoch emotionalisiert und (bewegte) Bilder erreichen mehr als tausend Worte. Aber auch Google+ hat Potenzial, hier mitzumischen. Social Networks sind nämlich theoretisch in der Lage, durch Profilinformationen, Urlaubsfotos, Kommentare, Fanpages etc. ein genaues Bild der User Preferences abzugeben. Unter Umständen können sogar der Zeitpunkt des Bedarfs ermittelt und dann passgenaue Reiseangebote geliefert werden. In der fvw (Ausgabe 14/11), dem Touristik-Fachmagazin schlechthin, wurde bereits die Vision diskutiert, dass in Google+ Reisepläne hinterlegbar sind. Somit können Google nicht nur eigene Wünsche mitgeteilt werden, sondern es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Freunde und Bekannte zu erstklassigen Empfehlern werden.

Google – Ein Portal zur Informationssuche und Reisebuchung

Ist die Reiseidee erst einmal geboren, dann kann die Planungsphase eingeläutet werden.
Was der Reisende zunächst braucht, ist ein passendes Hotel. Wie findet man dies? Na klar, über den Google Hotel Finder. Die vorherige Hotelsuche via Google Maps wurde ausgeweitet und Mitte des Jahres in ein eigenständiges Produkt verwandelt. Bisher ist der Hotelfinder nur für Orte in den USA verfügbar. Was die Funktionalität anbelangt, so scheint er aber recht umfassend zu sein. Zunächst kann über ein Eingabefeld und eine Karteneingrenzung der Übernachtungsort eingeschränkt werden. Dann bekommt der Suchende eine Auflistung von sich in diesem Bereich befindenden Hotels samt ausführlicher Hotelbeschreibung, Fotos, Sterneklassifizierung, Google-User-Bewertungen und dem günstigsten Preis. Sobald ein interessantes Hotel in die Shortlist gelegt wurde, ist seine Buchung möglich. Hierbei werden tagesaktuelle Preise von allen Google-Werbepartnern und dem Hotel an sich eingeblendet. Google verdient ab sofort 0,2% an der Weiterleitung zu eben diesen Reiseanbietern namens Expedia, Hotels.com und Co. Technisch möglich ist der gesamte Prozess über das CRS Trust International, mit welchem Google seit Februar 2011 kooperiert und das Weiterleitungen direkt in die Buchungssysteme der Reisemittler erlaubt.

Wer zum Reiseziel nicht laufen oder schwimmen möchte, ist über eine Flugverbindung dankbar. Wie unsere Leser schon im letzten Wochenrückblick erfahren konnten, hat Google auch hier eine Lösung parat: die Google Flight Search. Notwendig für Google war dabei der Kauf des Software-Anbieters ITA, wobei vor ca. einem halben Jahr 100 Millionen Dollar über den Tisch geschoben wurden. Wie bei dem Hotelfinder ist auch hier eine weitreichende Eingrenzung nach Airline, Anzahl an Stops, Wunsch-Flughafen etc. möglich. Verdienste ergeben sich auf Provisionsbasis pro Weiterleitung in das Buchungssystem der ausgewählten Airline.

Der treue Reisebegleiter Google

Im Urlaubsort angekommen, gilt es spannende Dinge zu sehen und zu erleben. Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang, dass ITA neben Flügen auch noch relevante Events (von Ticketnetwork), Ausflüge (von Isango) und Restaurants aggregiert. Bisher kann man für das eigene Entertainment-Programm im Urlaubsort aber auch schon die Google-Dienste Google Maps, Google City Pages, Google Places und Google Offers benutzen. Ersteres versorgt einen nicht nur mit detaillierten Stadtplänen, über Google Maps ist auch das Abrufen von Wetterprognosen sowie Fahrzeiten möglich. Google City Pages informiert dann über Sehenswürdigkeiten, Google Places erlaubt das Auffinden von Restaurants, Bars, Events, Wellnesstempeln u.v.m. und über Google Offers können in einem nachfolgenden Schritt für eben diese Locations Gutscheine akquiriert werden. Der Erwerb von Dailydeal für ca. 150 Millionen Dollar, welcher diese Woche bekannt gegeben wurde, passt dort prima ins Bild. (Quelle: faz.de) Warum also nicht bald auch die rabattierte Massage-Anwendung vor Ort über Google buchen? Sollte sich Google Wallet durchsetzen, dann muss man dafür in naher Zukunft noch nicht einmal Bargeld oder Kreditkarte dabei haben. Wie praktisch.

Die Reise ist vorbei – Die Google-Erinnerung bleibt

Als letzten Schritt des Reiseprozesses ist es an der Zeit, den Urlaub zu reflektieren. Gut, dass Google einem auch dafür zur Seite steht. Es sollte unbedingt noch ein Erfahrungsbericht über das Hotel geschrieben (Google Hotel Finder), das Restaurant bewertet (Google Places), Fotos reingestellt (Picasa und Panoramio) und schließlich alles über intensives „Pluseinsen“ seinen Freunden empfohlen werden. Puh, das war’s.

Ihr seht also – Mittlerweile ist die komplette Urlaubsreise über Google durchführbar. Jedoch ein Wermutstropfen bleibt: Trainee-Kollege Olaf bedauerte in unserem gestrigen Meeting zu Recht, dass Google Health abgeschafft wurde. Ansonsten wäre vielleicht bald auch das Reisen ohne Impfpass denkbar gewesen. Zu schade … 😉
OK, Spaß beiseite. Schauen wir uns in einem letzten Schritt mal an, welche möglichen Folgen das Vorpreschen Googles für die Reiseindustrie haben könnte.

Freund oder Feind? Chancen und Risiken für die Reiseindustrie

Sollte sich Google als Reisevermittler durchsetzen, dann können wohl die Hotels und die Airlines als größte Profiteure ausgemacht werden. Hotels bekommen bei der Hotelsuche auch ohne Werbevertrag eine Verlinkung und die Tarife von Airlines bilden die Grundlage der Google Flight Search. Alle Anbieter können Google als neuen Vertriebskanal sehen. Nachteil dabei ist allerdings – und jetzt kommen wir zu den Risiken – dass dieser zugleich die größte Konkurrenz darstellt. Vor allem mit der Flugsuche umgeht Google galant Reiseveranstalter und Flugsuchmaschinen. Alle Reisemittler müssen sowohl bei der Flug-, als auch der Hotelsuche hohe Provisionen akzeptieren, um von dem Kuchen überhaupt etwas abzubekommen. Für alle gilt: Der beste Preis gewinnt.

Was lernen wir daraus? In Zukunft kommt es vor allem auf ein gutes Yield-Management an. Hohe Preise bei großer Nachfrage und niedrige Preise bei geringerer Nachfrage. Was den Online-Marketing-Bereich anbelangt, so können die Veränderungen drastisch sein. Was nützt einem Suchmaschinenoptimierung noch, wenn Urlauber gar nicht mehr über die SERPs gehen, sondern direkt auf die Google-Reisemaschine zurückgreifen? Der Reisebereich wäre für uns SEOs verloren. Gutes SEA (hier Ads in Flug- und Hotelsuche) wäre das einzige, was zählt.

Eure Kerstin und die SEO-Trainees

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Autor:In

16 Antworten

  1. Pingback: Experten-Befragung: Wird Google zum Affiliate? | SEO Trainee - Ab hier geht´s nach oben
  2. @Björn: Ich sehe das genauso wie Du. Wer sich hier von wem hat inspirieren lassen ist letztendlich auch egal. Meines Erachtens sollte eine Quellenangabe aber schon korrekt sein und das Schaubild ist schon verdammt ähnlich.

    Übrigens ist die Präsentation nicht von mir, insofern habe ich da kein Problem.

    Am Ende des Tages zählt nur eines: Hoffentlich sind wir alle klüger als am Morgen.

  3. @Marc: Wenn ich das richtig bei Slideshare sehe ist die Präsentation vom 11.09.2011. Übrigends sehr schön zusammengefasst.

    Jetzt könnte ich aber sagen, dass du von meinem Artikel (http://bjoernschaller.de/google-zukunft/) geschrieben am 05.09.2011 Inhalte „geklaut“ hast.

    Lass doch bitte die Kirche im Dorf! Ich finde verschiedene Beiträge zu einem Thema sehr spannend. Verschiedene Sichtweisen zu lesen ist sehr spannen und wenn diese noch mit passenden Inhalten ergänzt werden – was will man mehr?!

  4. Na, da fehlt ja noch itasoftware in d Kollektipn- hat Tante Google sich bereits vor 1-2 Jahren einverleibt. Immer noch eine der besten Sites für die Flugsuche. (matrix.itasoftware.com)

    1. Hi,

      ITA steht doch im Artikel, oder stehe ich jetzt auf dem Schlauch?

      Ich finde diese Entwicklung gleichzeitig beängstigend und spannend. Auf der einen Seite riecht das bei Google ganz schön nach Monopolbildung, auf der anderen Seite finde ich die Überlegung, mit meinem Smartphone Flüge und Hotels suchen und buchen zu können und dann vor Ort ohne Bargeld bzw. ohne Geld zu wechseln bezahlen zu können, sehr cool.
      Ich bin also hin- und hergerissen.

  5. @ Marc:

    „Gute Artikel. Gab es neulich fast 1:1 schon mal.“

    … so eine Aussage ist immer schnell geschrieben in einem Zweizeiler, allerdings konnte ich bei einem Quick-Check (eben gerade – 23.09. um 1.07 Uhr) keine (!) 1:1 Kopie entdecken … und auch die Slideshare-Präsentation enthält nicht ansatzweise den Text den ich hier finde.

    … die Abfrage bei Google ergibt Folgendes: –> es gibt genau 7 Einträge zu der Suche nach einem exemplarischen Textschnipsel (aus diesem Artikel) und der älteste Eintrag ist von seo-trainee.de (1 Tag) + ein paar Seiten die diesen Artikel in Auszügen abbilden … dabei handelt es sich aber ausschließlich um Seiten, die Inhalte anderer Seiten aggregieren und auf ihrer Seite ausliefern (Screenshot ist vorhanden, falls es Zweifel an meiner Aussage geben sollte 🙂 …)

    Die Trainees hier greifen in ihren Artikeln aktuelle Themen auf, da wird man gar nicht drum herum kommen, sich „ähnelnde“ Informationen auch auf anderen Seiten zu finden – da kannst Du aber auch viele andere Websites nehmen …. sind die Betreiber / Autoren deshalb aber gleich „Diebe“, die alle nur kopieren?

    @Kerstin und all die anderen Trainees:

    Macht weiter so wie bisher, denn Ihr hättet nicht die vielen zahlreichen Stammleser, wenn ihr Texte kopieren würdet 😉 …

    Leute die Euch in Zweizeilern kritisieren ohne dies auch umfassend darlegen zu können, gehören zum Alltag dazu wie der Kaffee vor dem Arbeitsbeginn 😀

    1. Ich finde die Präsentation bei slideshare nicht schlecht, aber von Dublicate Content lässt sich wirklich nicht sprechen. Außerdem ist Kerstins Artikel hier definitiv detaillierter als die Infos, die du anführst, was eindeutig gegen die 1:1-Theorie spricht.
      Beides gut, kann beides so nebeneinander stehen, ohne sich zu stören.
      MFG
      Jonas

    2. Habe mir ein Bild gemacht und muss sagen: Dass sich ausführliche Berichte über ein und dasselbe Thema inhaltlich ähneln, ist noch lange keine 1:1-Kopie. Hier zu unterstellen, dass abgeschrieben wurde, ist unredlich. Spricht für seo-trainee.de, dass solche Kommentare trotzdem veröffentlicht werden.

    1. Hallo Marc,

      tut mir Leid, aber ich kann deine Kritik nicht verstehen. Natürlich habe ich als Inspiration im Internet recherchiert und dort an den Stellen, wo „uniques Gedankengut“ herrschte, eine entsprechende Quellenangabe geliefert. Tourismuszukunft.de ist eine tolle Webseite für alle, die sich mit „Tourismus“ und „Internet“ beschäftigen. Aber auch andere Seiten, u.a. auch wir, haben uns schon damit auseinandergesetzt, dass Google seine Produktpalette stetig erweitert. Das gilt vor allem für die Reisebranche. Als SEOs ist uns bewusst, dass eine 1:1-Kopie, sprich Duplicate Content, keine Erfolge bringt. Es ist also nicht nur der Anstand, sondern auch der Geschäftssinn, welcher einen von solchen Praktiken abhält.

      Viele Grüße
      Kerstin

  6. Der Kauf von DailyDeal ist ein geschickter Schachzug, um Google Offers voran zubringen und sich auch lokale eine Salesforce zu sichern. Immerhin ist Deutschland der wichtigste nicht-englischsprachige Bereich für Google. Groupon wird es in Zukunft schwer haben.

  7. Hey Kerstin,

    da gebe ich dir voll und ganz recht. Allerdings brauchst du die letzten beiden Sätze gar nicht im Konjunktiv zu schreiben: SEO im Reisebereich ist kurz davor abgemeldet zu werden. Klar muss man noch abwarten, was mit Longtail-Anfragen und in Nischen passiert, aber Shorthead-Begriffe wie „Flug New York“ werden wohl jenseits der SERPs entschieden.

    Im Online-Marketing von Reisemittlern bleibt wohl nur SEA, Brand Building und USPs zu liefern, damit User direkt zum Reisemittler gezogen werden.

    Beste Grüße
    Jörg

    1. Hallo Jörg,

      da ich ursprünglich auch aus der Reisebranche komme, schauen ich den Entwicklungen mit Spannung entgegen. Es ist schon erstaunlich, wie ein einzelnes Unternehmen einen ganzen Bereich umkrempeln kann. Ich stimme dir zu: Am Ende kommt es darauf an, ob ein Unternehmen mit einem USP oder einer ausgefallenen Marketing-Idee Konsumenten direkt (ohne Google) auf die eigene Seite locken kann.

      Beste Grüße

  8. Tja, google versucht halt ständig alle lukrativen Märkte zu erschließen.
    Dabei gehen leider auch andere kaputt … das EU-Monopolverfahren hat schon seine berechtigten Gründe …

    1. Hallo Dani,

      ja, Google nutzt sein Monopol merklich aus. Ich bin gespannt, ob die EU oder irgendeine andere Institution dieses in Zukunft verhindern kann.

      Viele Grüße
      Kerstin

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